Wir stehen früh am Morgen auf und machen uns auf den Weg zur Grenze, nicht sicher, wie viel Wartezeit uns bei dieser Gelegenheit bevorstehen würde. Auf dem Hinweg hatten wir eine Verteidigungsstrategie um die Grenze schnell zu passieren zu dürfen. Diesmal ist keine Sonderbehandlung zu erwarten. Mal sehen, ob wir gute Fortschritte machen können.
Heute regnet es, es regnet und regnet. Wir sehr waren wir gestern mit schönem Wetter beim unserer Grillparty gesegnet. Als wir am örtlichen Militärkontrollposten in der Nähe des Grenzübergangs ankommen, bekommen wir ab 09:55 Uhr MESZ die Gelegenheit unsere Geduld wieder einmal neu zu trainieren, mit Warten. Ich erinnere mich noch gut an die 9 Stunden auf dem Hinweg im Dezember 2022…
Nach etwa 30 min Warteübung (ich bin nicht so gut darin) frage ich die lokale Koordinatorin unserer Hilfsorganisation in der Zielstadt per WhatsApp: „Guten Morgen. Wir sind wieder kurz vor der Grenze. Jetzt in einer langen Schlange vor einer Militärkontrolle. Können wir irgendetwas tun, um das zu beschleunigen?“ Ihre Antwort: „Warte.“ Wenige Minuten später kommt ein Soldat auf uns zu und sagt: „Zwei Autos nach Polen?“ Ich sage: “Ja!” “Go!”. Weg sind wir. “Your network is your net-worth”. Wohl wahr. Maryana wird unsere Heldin des Tages.
Wir sind jetzt in der Schlange. Guter Fortschritt, finden wir. Es ist jetzt 11:15 Uhr MESZ. Aber wir merken ziemlich schnell, dass es in der Schlange nicht sehr schnell voran geht. Eigentlich gar nicht. Die Schlange für die Autos bewegt sich etwas schneller, aber abkürzen geht nicht, wir müssen ja die Regeln einhalten.
Wir sind 400 m von den Toiletten entfernt. Ich erinnere mich, da braucht man polnische oder ukrainische Münzen, aber 50 Cent passen auch in den Automaten. Erfahrung aus der Vergangenheit. Diesmal haben wir genug Münzen.
Wir witzeln rum: „Das Einzige, was diesem Sprinter fehlt, ist eine Kaffeemaschine.“ Ich sage: „Ich werde über eine Lösung nachdenken. Aber es sieht so aus, als ob in den Zollabfertigungsbüros viele Kaffeemaschinen stehen.“
Jetzt sind wir in der Reihe der Transporter mit Anhängern am ukrainischen Grenzübergang. Nach einer Weile lassen wir den Volvo in der Autoabteilung antreten. Das geht schneller. Inzwischen ist es 12:06 Uhr MESZ.
Dann gehe ich zum Grenzposten und erkundige mich nach einer Lösung für ein Dringlichkeitsproblem. Ich sage: „..ich weiß, wo es ist…“. Er sagt „Geh zurück zum Auto“ (auf Ukrainisch, glaube ich). Ich sage: „Ich spreche deine Sprache nicht“.
Er holt sich noch jemanden mit einem Maschinengewehr, der besser Englisch kann. Er sagt: „Es tut mir leid, aber das ist polnisches Territorium nach der Toreinfahrt. Sie müssen also in Ihrem Auto warten. So sind die Regeln“. Dann fügt er hinzu: „Aber bald geht es weiter.“ Ich sage „Danke“, was soll ich auch sonst jemandem mit einer Waffe sagen, Dringlichkeitsproblem oder nicht. Am späten Nachmittag passieren wir die ukrainische Grenzkontrolle und ein großes Schild „Have a nice trip“. Ratet mal, was ich zu diesem Zeitpunkt dachte? Dann auch die polnische Grenzkontrolle. Jetzt kann ich endlich meine Münzen ausgeben.
Nachdem wir ca. 6 mal Pass und Autopapiere abgeben mussten, steht nun endlich der LKW-Scan auf der polnischen Seite an. Auch mit Passkontrolle und Fahrzeugpapieren zur Kontrolle der Fahrgestellnummer.
Gegen 17:15 Uhr liegen unsere Nerven blank. „Money for nothing…I want my MTV“, kommt mir der Song der Dire Straits in den Sinn. Aber immerhin bestehen wir die Prüfungen und sind raus.
Wir waren also mehr als 6 Stunden (Volvo 3.5 Stunden) damit beschäftigt, ein leeres europäisches Auto und einen leeren Anhänger mit europäischen Fahrern in ein europäisches Land zu verschiffen. Bemerkenswert. Die weitere Fahrt zum Hotel in Krakau ist geprägt von den üblichen schlechten Straßen, eine App, die teilweise überraschenderweise die am stärksten beschädigten Straßen auswählt, aber nichts Spektakuläres. Schöner Sonnenuntergang und Zeit für mich, ein paar Dinge aufzuschreiben.