Gottes Segen für alles, was kommt
Dann wird es ernst. Die Frau vom Empfang kommt auf uns zu uns sagt, alles sei ok, wir können gehen. Gehen? Wir stehen auf und schauen uns an. “Einfach so? Jetzt?” Ja, wir können. Uns aufmachen in die Sicherheit, aber auch in eine völlig ungewisse Zukunft. Auf unbekannte Dauer.
“This is your family.” Die Frau macht eine Handbewegung in Richtung der Wartenden. Wir sollen den Platz frei machen für die nächste Familien-Übergabe. “Thank you. God bless you.” “God bless you”, wiederholt sie. Sie merkt, dass wir uns nicht einfach so loslassen können. Es ist unbegreiflich. Wir schauen uns an und uns beiden steigen Tränen in die Augen. “Thank you, ok? Thank you.” Wir nehmen uns in den Arm und halten uns sehr lange fest. “God bless you, ok?” “God bless you, too.” Wir wissen, dass es eine unwirkliche, unmenschliche Situation ist. Lebenswege kreuzen sich für einen Moment, vielleicht einen der wichtigsten im Leben. Und dann ist dieser Moment vorbei, wir lassen uns los und es gilt weiterzugehen in dieser seltsamen Lotterie der Biografien. Es gilt, einfach zu vertrauen, dass alles irgendwie gut wird.
“Überleg dir das mal”, wird Sebastian später im Auto sagen. “Die fahren einfach so mit uns mit. Wir könnten ja auch irgendwie schlechte Menschen sein. Wie verzweifelt muss man sein, dass man einfach zu fremden Menschen ins Auto steigt und zwei Tage quer durch Europa fährt?” Er hat recht. Es ist ein Wahnsinn.