„Renovierungs-Camp“ in Rumänien

Tour zu unseren Projekt-Standorten Tinca und Cluj-Napoca

Die Tour ist als Renovierungs-Camp geplant. Mit dabei sind: Elka Sou, Manfred Staat, Daniel Fußy und Matthias Straub. Die baufälligen Hütten der Roma Siedlung in Patarat, Cluj-Napoca in Rumänien sind in einem katastrophalen Zustand, die Dächer haben Löcher, es fehlt an Luftabzugsvorrichtungen, Fenstern, Bodenbelegen, usw. Wir wussten was uns erwartet, also haben wir alles Werkzeug eingepackt, das irgendwie geeignet ist, um dem Mangel an Allem abzuhelfen.

Wir haben diverse Werkzeugkästen, Bohrmaschine, Trennschleifer, Hammer, Schraubenzieher, Schlüssel, Nägel, Dübel, Kabeltrommel, Akku-Ladestationen und was man sich sonst noch so vorstellen kann, zusammengesammelt und eingepackt. Wir sind guten Mutes, und wild entschlossen, alles zu reparieren, das uns in den Weg kommt.

Das Material wollen wir lokal im Baumarkt nach Bedarf kaufen. Erst mal schauen, was wir überhaupt erlaubt sind, anzufassen. Schließlich haben die Bewohner ja auch eine eigene Meinung, was kaputt aussieht und was so aussehen soll wie es ist.

Bewusstsein für Mülltrennung und -entsorgung schärfen

Außerdem wollen wir etwas Hilfestellung bei der Müllentsorgung in der kleinen Siedlung geben. Es sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa. Überall liegt Müll, auf der Straße, im Bereich zwischen den Häusern, in den Häusern. Die Ironie: Die Siedlung liegt auf der Müllkippe. Man weiß eigentlich nicht was gerade so gesammelt wird, um es in irgendetwas Nutzbares umzusetzen (Geld?!), oder was wirklich Müll ist, für den sich im Moment niemand bückt, um ihn in den Müllcontainer zu werfen. Also meinen wir, symbolisch, ein paar Mülltonnen für den Kindergarten zu spenden wäre eine gute Idee.

Wir haben uns für 4 Mülltonnen in den Recyclingfarben der Stadt Cluj-Napoca – Grün, Schwarz, Gelb und Blau entschieden. Diese sollen künftig von unserer Partnerorganisation People2People Foundation für kleinere Aufräumaktionen genutzt werden, um das Bewusstsein für Mülltrennung und Sauberkeit zu fördern (😊).

Weil wir noch Platz haben, beladen wir den Mercedes Sprinter und den Volvo XC90 mit Anhänger mit über 100 Bananenboxen mit vorsortierter und säuberlich beschrifteter Kinderkleidung aus einer großzügigen Spende einer Charity in Culemburg in den Niederlanden, diversen humanitären Hilfsgütern und mehreren Säcken mit neuwertigen Plüschtieren aus einer Spende des Lion Clubs in Bonn.

Auf dem Weg nach Rumänien

Wir sind guter Dinge und machen uns auf den Weg. Wir kaufen diesmal die korrekten Vignetten (der Sprinter braucht D2, der Volvo D1, bloß da keinen Fehler machen, Ungarn überwacht ständig mit Kameras und kennt keine Gnade) und kommen gegen Abend an. Diesmal gehen wir in die Pizzeria am Ort. Während sich Manfred und Daniel noch in der Stadt umsehen machen Elka und ich erst mal Pause. Am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam nach Tinca. Wir lassen den Trailer in Oradea stehen, weil der ja nur mit Gütern für Cluj beladen ist.

Tinca: Vorbereitungen zum Schulbeginn

In Tinca herrscht Hochbetrieb, allerdings ohne Schüler. Alle Lehrer und Personal sind beschäftigt den Schulbeginn vorzubereiten. Es wird geputzt, Bänke gestellt, aufgeräumt. Sie helfen uns auch beim Ausladen des Sprinters. Wir lassen ein paar Kartons und einen Sack Plüschtiere im Sprinter für die Unterstützung der Arbeit von Gabi, der Tochter von Pastor Janos in Oradea. Gabi macht lokale Missionsarbeit unter Roma Kindern in Salard.

Entladen Tinca und glückliche Kinder nach Verteilung Kuscheltiere

Wir diskutieren mit Nicu von People2People über den Ablauf des nächsten Tages, machen eine Tour durch den Kindergarten und die Schule und machen uns dann auf den Weg nach Cluj nachdem wir den Sprinter wieder auf dem Hotel-Parkplatz abgestellt und den Anhänger wieder an den Volvo gekoppelt haben. Dann fahren wir Bonner alle im Volvo zusammen weiter nach Cluj.

Nicu fragt, ob es uns etwas ausmachen würde uns beim Ausladen der zwei anderen Sprinter in Cluj zu helfen die gerade vollbeladen aus Finnland mit humanitären Hilfsgütern für den Kindergarten zurückgekommen sind. Natürlich nicht.

Cluj: Ankunft in Pata Rat, dem Dorf im Müll

Nicu und Martin fahren mit den zwei Transportern separat. Wir kommen gegen Abend im Hotel in Cluj an und checken ein. Nicu meldet sich und fragt, ob wir erst essen wollen und dann ausladen oder umgekehrt. Mit vollem Magen halten wir das wohl nicht durch und wir entscheiden uns für die Fastenkur. Um 16.15 fahren wir nach Pata Rat und treffen Pastor Michael und seine Frau im Kindergarten. Dann kommen auch Martin und Nicu an und wir laden gemeinsam aus.  

Entladen Pata Rat und Umgebungseindrücke

Die beiden Transporter entpuppen sich schnell als fahrende Möbellager, bis unters Dach vollgestopft mit Schulmöbeln. Tische, Stühle, Schreibbedarf und Kartons mit Kleidung. Uff. Erst mal alles in den kleinen Kindergarten. Wir sind ca 18.00 mit dem Ausladen klar und machen die Tür danach quasi hinter den mit Kartons überfüllten Klassenräumen zu. Dann fahren wir um 19.20 zum Essen. 

Klassenräume werden eingerichtet

Wer denkt das war´s schon hat sich verrechnet. Denn jetzt kommt raus, dass der Kindergarten in ein paar Tagen schon einsatzbereit sein muss, aber wir haben ihn gerade zugestellt. Also treffen wir uns nach einer guten Nachtruhe und gutem Frühstück wieder in Patarat. Und räumen die Sachen wieder aus den Klassenräumen auf den Flur. Dann versuchen wir aus den Möbeln einen Klassenraum zusammen zu basteln, was uns nach einem guten halben Arbeitstag auch einigermaßen gelingt. Bei der ganzen Schrauberei kommt natürlich unser Werkzeug (endlich!) zum Einsatz. Als Manfred ein Stück Plastik zurechtschneiden muss und das sich etwas schwieriger gestaltet als gedacht, hole ich den Trennschleifer aus dem Auto. Der macht dem Drama ein Ende. Martin rollt die Augen, hebt beide Arme in die Luft und ruft: Yes! We can do it! Ich denke: Ha, endlich kommt das Ding mal zum Einsatz!

Klassenräume vorher & nachher sowie Aufbau

Pastor Michael im Einsatz bei der Kleiderverteilung

Damit auch nicht so viele Kartons mit Kleidung in der Halle stehen bleiben fangen wir an die Kleidungskartons unter Leitung von Pastor Michael und seiner Frau an die lange Schlange der draußen schon sehnsüchtig wartenden Bevölkerung zu verteilen.

Ich bin ausgepumpt und bleibe erstmal im Flur sitzen und ermutige die anderen bei der Verteilungsaktion vor Ort in den Häusern mitzuhelfen und sich die Umgebung erst einmal gründlich anzusehen. Mittlerweile ist es ca 16.00 Uhr und wir müssen wieder auf unseren Weg zurück nach Oradea. Ach ja, da ist noch die Episode mit dem Kleiderschrank! Manfred, Martin und Daniel helfen einer Frau einen Kleiderschranktür wieder auf die ursprünglich gedachte Position zu bringen und den Schrank seiner Zweckbestimmung zuzuführen. Genial, wir haben also doch noch unser Reparaturcamp. Wenigstens Momente davon.

Kleiderverteilung und Reparatur Kleiderschrank

Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit?

Und die vier Mülltonnen …? Die stehen in Erwartung zukünftiger Ereignisse hinter dem Zaun des Kindergartens. Ein Augenmerk in Grün, Schwarz, Gelb und Blau. Ein kleiner Schritt zur Etablierung nachhaltiger Strukturen. Fortsetzung folgt.

Nachsatz

Es bleibt zu bemerken, dass wir ohne große Probleme am selben Tag noch Oradea erreichen und uns bei Pastor Janos noch einen Snack und gute Laune abholen und Gabi die restlichen Kartons und die Kuscheltiere in Empfang nehmen kann. Am Tag danach fahren wir wieder Richtung Wien und sind einen Tag später wieder in Bonn.

Fazit:

Der Mensch denkt und Gott lenkt. Nicht immer geht alles wie es geplant ist. Eigentlich fast nie. Aber die Richtung hat gestimmt. Wir haben geholfen die Schule funktionsfähig zu machen. Wir waren im Ansatz nachhaltig tätig und haben neue Freunde gewonnen und alte wiedergesehen. Und unser Werkzeug gebraucht! Das passt doch. Oder?

Von: Matthias Straub und Daniel Fußy
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Weitere Infos

Über unser Engagement in Rumänien
Video über das Elendsviertel „Pata Rat“
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