Pastor Viateur Ntarindwa (Executive Secretary) und Eric Bagenzi (Director of Environmental Care and Disaster Risk Reduction) vom Rural Development Inter-Diocesan Service (RDIS) und unser Charity-Koordinator in Kigali, Aimable Ndatambukwa, erwarten uns am Flughafen.
Hintergrund: Ruandas Transformation
Ruanda steht nach Jahren enormer Herausforderungen, einschließlich des Völkermords und seiner Folgen, vor einer erstaunlichen Transformation. Das hat man nicht vergessen, und es sollte auch nie vergessen werden. Auf der Fahrt vom Flughafen sind wir beeindruckt und überrascht über die fortschrittliche Infrastruktur mit modernen Geschäftsgebäuden, Hotels internationalen Standards und neu renovierten Straßen. Das Baugeschäft boomt mit mehreren Krankenhäusern im Bau und vielen weiteren ländlichen Entwicklungsprojekten.
Alles scheint perfekt gereinigt und aufpoliert, Zeugnis einer erstaunlichen Geschwindigkeit des Wandels, einem unerschütterlichen Willen und Engagement von Menschen, die ihren Status quo ändern wollen, angeleitet von einer effizienten und fokussierten Regierung, deren alleiniges Interesse ist das Land zu entwickeln und seine Hauptstadt: Kigali.
Doch wenige Kilometer entfernt von dem glänzenden Wirtschaftsviertel, den Regierungsgebäuden, Botschaften und Hotels, befinden sich große Stadtgebiete noch in der Entwicklung. Dort liegt unser Fokus, die Entwicklungsgebiete von Kigali und die ländliche Gegend von Muhanga, die 1,5 Autostunden von Kigali entfernt liegt.
Unterschiedliche Lebensbedingungen
Während unseres Besuchs erleben wir die Lebensbedingungen vieler Menschen, die Schwierigkeiten haben. Es gibt wenig Möglichkeiten für diejenigen, die nicht so privilegiert sind. Wie kann man seinen Lebensunterhalt verdienen? Wie können Schulgeld, Schulmaterial und Krankenkassenbeiträge für die Kinder aufgebracht werden? Was, wenn ein oder sogar beide Elternteile gestorben sind? Umstände machen einen Unterschied.
Auch wenn Ruanda heute als aufgehender Stern unter den Ländern Afrikas gilt, sind die täglichen Herausforderungen für viele noch immer hart. Viele haben nicht die Mittel, um ihre eigenen Grundbedürfnisse zu decken, geschweige denn, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
The “WaterBackpack” Project
Am 20. Januar werden wir von Eric und einem Kollegen vom Hotel abgeholt und zu den Räumlichkeiten des RDIS in Muhanga gebracht. Die RDIS ist eine kirchliche Einrichtung, die mit der One Climate Cooperative verbunden ist und Mitglied der OIKO-Kreditorganisationen ist. Axel Müller, Manfred Staat, Winfried Hündgen und Jürgen Perteck installieren Wasserfilteranlagen im Gästehaus-Restaurant des RDIS und einem RDIS-nahen Schulkomplex.
Elka und ich lernen das patentierte System der Paul® Station-Wasserfiltereinheit kennen. Paul®, der „WaterBackpack“, ist eine kleine und tragbare (23 kg) Membranfiltrationseinheit, die ohne Chemikalien oder elektrische Energie Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger aus kontaminiertem Wasser entfernt und hinter dem Wasserleitungsausgang installiert wird, mit einem vorgeschalteten Sieb vor der Paul®-Einheit und einen Tank für gefiltertes Wasser am Ende. Geradlinig, beeindruckend und effektiv.
Wir treffen die Koordinatoren von RDIS, Richard Madete (Projektmanager und Mitbegründer von OneClimate International Cooperative), Eric Bagenzi und andere Mitarbeiter. Wir werden im örtlichen Gästehaus gut bedient und können die lokalen Speisen genießen, die vom RDIS-Personal zubereitet werden. Gregor Schläger, unser Fotograf, dokumentiert ausführlich alle Schritte der Installation der Wasserfilteranlage.
Während das aus dem Wasserhahn kommende Wasser anfangs braun gefärbt ist, hat das Wasser aus dem Wasserfiltersystem eine hervorragende Trinkqualität, die von vielen, einschließlich mir, getestet wurde. Soweit ich es als Arzt beurteilen kann, blieben alle „Versuchskaninchen“ während des Beobachtungszeitraums gesund :-) Ein breites Lächeln von vielen Menschen, wie man sich vorstellen kann.
Kinderbildungsprogramm für Waisenkinder und andere Kinder in Not
Einige von uns, darunter Elka, Gregor, Jürgen und ich, fahren früh zurück nach Kigali, um einige andere Projekte zu besuchen. Seit einigen Jahren werden Waisenkinder und Kinder aus armen Familien über ein Programm unterstützt, das von Mitgliedern unserer Kirchengemeinde, Citylight Alkmaar in den Niederlanden initiiert wurde und Schulgeld, Schulmaterial, Krankenversicherung und etwas Hilfe zur Beschaffung von Nahrungsmitteln abdeckt. Koordiniert wird das Programm von Aimable Ndatambukwa und seiner Frau Rosina.
Derzeit sind 22 Kinder im Programm, darunter 10 Waisenkinder, aus verschiedenen Orten in und um Kigali und darüber hinaus. Die Kinder sind eingeladen, sich am 23. Januar in Kigali zu treffen und wie regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen. Wir genießen die Gelegenheit, die Kinder zusammen mit Aimable und Rosina zu treffen und sie beim Fußballspiel „Deutschland gegen Niederlande“ zu beobachten, ein symbolisches Ereignis, um Teamgeist zu demonstrieren, die Zusammenarbeit zu fördern und gemeinsam zu gewinnen.
„Deutschland“ verliert. Das Team „Niederlande“ gewinnt und erhält gespendete Bibeln, während „Deutschland“ gespendete Neue Testamente erhält. Alle erhalten einige weitere kleine Ermutigungen und Geschenke. Dorcas, eines der Kinder, beendet die Sitzung mit dem Lesen einer kleinen Passage aus einer gespendeten Bibel und bietet ein persönliches Gebet an.
Mit Blick auf die Zukunft werden wir Möglichkeiten prüfen, das Programm zu unterstützen, und uns um Patenschaften bemühen, um für so viele Kinder wie möglich etwas zu bewegen, in sie zu investieren, das zu teilen, was wir durch Gottes Gnade erhalten haben, Familie sein. Möglichkeiten schaffen für diejenigen, die nur wenige oder gar keine haben.
„Zweite Chance“ Projekt: Nähmaschinen für Frauen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen
Wir besuchen ein Nähmaschinenprojekt, das Aimable und Rosina betreuen. Nähmaschinen wurden von einer Wohltätigkeitsorganisation in den Niederlanden gespendet, um Frauen in einem zweiten Bildungsprogramm beizubringen, wie man Kleidung herstellt oder ändert. Das Erlernen der Bedienung einer Nähmaschine ermöglicht es Frauen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie entweder ihr eigenes kleines Privatunternehmen führen oder in einer Fabrik beschäftigt werden.
Derzeit werden Sponsorengelder für die Bezahlung der Lehrer und zur Deckung der Miete des Bildungsgebäudes benötigt. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir prüfen, was wir tun können um das Projekt am Leben zu erhalten.
Projekt in der Landwirtschaft
Aimable und Rosina betreiben ein landwirtschaftliches Projekt und bauen Gemüse wie Süßkartoffeln, Bananen und andere Früchte an, um einen Teil der Lebensmittelversorgung zu decken. Wir konnten einige ihrer Ideen und zukünftigen Bestrebungen sehen und diskutieren. Wir freuen uns darauf, Möglichkeiten zu finden, einige dieser Bemühungen zu unterstützen und zur Verbesserung der umliegenden Infrastruktur beizutragen.
Besuch in einer Kirche
Am Sonntag begleiten Elka und ich Aimable und Rosina bei ihrem Besuch in einer kleinen örtlichen Kirche in Kigali. Was für eine tolle Erfahrung! Beten. Singen. Tanzen. Hören. Antworten. Und: Niemand schläft! Während der Predigt ruft der Pastor mindestens 150 Mal „Hallelujah!“ über das Mikrofon in die Gemeinde, die Lautsprecher verzerren unter der Last… Die Kirche antwortet überzeugt „Amen!!“. Der Chor leitet die Gemeinde im Gottesdienst, Kinder rennen herum, ein 3-4-Jähriger schnappt sich ein Mikrofon und tanzt auch auf der Bühne, imitiert die Chormitglieder. Eine Umarmung für alle auf dem Weg nach draußen. Diese Kirche lebt, definitiv!
Besuch des Genozid-Denkmals
An unserem letzten Tag bringt Aimable Elka, Gregor, Jürgen und mich zum Genozid-Denkmal. Stille. Keine Worte. Nur Tränen.
Kein Abschied für immer
Etwas später bringen uns Aimable und Rosina zurück zum Flughafen. Eine letzte große Umarmung. Wir vermissen jetzt schon Ruanda und seine wunderbaren Menschen auf unserem Weg zur Abflugsgate. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen. Bald.
Zum Abschluss hat unser ehrenamtlicher Mitarbeiter Oliver Drathen die Reise in einem Video zusammengefasst – auch hierfür herzlichen Dank! Wir wünschen viel Freude beim Anschauen!
Weiterführende Informationen
- Auf unserer Ruanda-Projektseite findet Ihr in Zukunft einen Überblick über unsere kommenden Projekte.
- Mehr Informationen über Menschenfreude: www.menschenfreude.org, bei Instagram oder Facebook.
- Wir bitten Euch auch für Ruanda herzlich um Spenden, die unsere gemeinnützige Arbeit erst möglich machen. Eine offizielle Spendenbescheinigung stellen wir ab 300€ oder auf Wunsch gerne aus.
Empfänger: Menschenfreude e.V. | IBAN: DE41 6609 0800 0006 6116 99
oder Ihr nutzt unseren Paypal-Button. Vielen herzlichen Dank!