Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, das geht nicht verloren.
„Verlassenes Land“
Seit unserem ersten Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze im März 2022 engagieren wir uns für die Not leidenden Menschen. 
Dr. Knuth Martens, der selbst dabei war, hat seine berührenden Gedanken und Erfahrungen in einem Taschenbuch veröffentlicht.
Kontakt
Dr. Knuth Martens
Email an Knuth
Auszug aus dem Buch
Auszug aus Kapitel „Quo Vadis? – Am Scheideweg in Dorohusk“
„So stehen wir in der Kälte, den Blick gerichtet auf Schlagbäume und Grenzanlagen am Übergang Dorohusk.
Auf ukrainischer Seite steigt Rauch auf, von dem wir nicht wissen, ob dieser durch das Verfeuern von Holz oder einen Raketeneinschlag entstanden ist. Quirliges Treiben herrscht unter den Helfern, die den flüchtenden Menschen das Nötigste zukommen lassen. Hier soll niemand hungern und frieren. (…)
Eine Mutter mit ihren beiden Töchtern kommt über die Grenze, großzügig durchgewunken von polnischen Grenzbeamten. Sie zieht einen kleinen Koffer hinter sich, die Kinder neben ihr – tapfer, der Kälte trotzend, kehren sie ihrem geliebten Heimatland den Rücken, um ihr Leben zu retten.
Einen Plan für die Zukunft gibt es wahrscheinlich nicht. Sie werden von einem Mann abgeholt, der schnell mit ihnen auf der anderen Straßenseite verschwindet. Ich entschließe mich hinterherzulaufen.“
Presseartikel
Interview
Wie alles anfing. Dr. Knuth Martens erzählt von der Idee zum Buch.
Wie bist du dazu gekommen, an der ersten Hilfsaktion teilzunehmen?
Ich habe unseren Verein während der Flutkatastrophe an der Ahr kennengelernt. Über die WhatsApp-Gruppe des Vereins wollte ich auch über weitere Vorhaben informiert bleiben.
Kurz nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 kam der Spendenaufruf unseres Vereins. Schnell war klar, dass ich mich irgendwie beteiligen wollte.
Die Entscheidung zur Teilnahme an der Fahrt fiel am 5. März bei der großen Sammelaktion in Swisttal. Die gewaltige Spendenbereitschaft, das große Vertrauen der Spender in die Helfer und die Erwartung, dass jeder zusätzliche Fahrer vermutlich für eine Linderung der Not vor Ort sorgen kann, haben meine Frau und mich motiviert mitzufahren.
Was hat dich dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben?
Die Hilfsaktion in den polnischen Flüchtlingslagern und an der ukrainischen Grenze war in vielerlei Hinsicht äußerst bewegend und prägend. Nach unserer Rückkehr fühlten wir uns körperlich und mental erschöpft. Ich merkte, dass ich mit meinen Gedanken irgendwohin muss. Gleichzeitig gab es sehr viele Menschen, die Näheres über unserer Erfahrungen wissen wollten. Also habe ich angefangen, meine „Grenzerfahrungen“ erstmal für mich aufzuschreiben.
Meinen Eltern habe ich einige Seiten vorgelesen, und sie haben mich ermuntert, weiter zu schreiben. Das ging überraschend schnell, und immer wieder hatte ich das Gefühl, dass meine Gedanken viele Menschen interessieren. Und so ist am Ende ein kleines Buch daraus geworden, mit dem ich die Arbeit des Vereins unterstützen wollte. Es sind so einige Veranstaltungen daraus entstanden.
Wie lief das mit deinen Veranstaltungen?
Anfänglich dachte ich, dass die Ausführungen eines literarischen Laien zu einem „schweren“ Thema kaum jemanden interessieren würden. Umso mehr war ich berührt von der großen Zusprache in meiner Heimatstadt Brühl – die erste Lesung in der Buchhandlung Brockmann war ausgebucht.
Es folgten weitere Abende in Buchhandlungen, Stadtbibliothek, Gemeindehäusern und Seniorenwohnheimen, aber auch zu privaten Anlässen. Es trat ein kleiner Dominoeffekt ein, der auch in der Presse seinen Niederschlag fand.
Was nimmst du aus den bisherigen Veranstaltungen mit?
Ich habe unfassbar viele interessante Menschen getroffen. Menschen, die mir vermutlich sonst nie begegnet wären.
Liebenswerte Menschen aus einem verlassenen Land. Menschen, die mir ergriffen zuhörten. Menschen, die mich mit ihren Fragen forderten. Menschen, zu denen sich freundschaftliche Beziehungen entwickelt haben. Menschen, die mehr wissen wollten, um in ihrer Zeitung darüber zu berichten. Menschen anderer karitativer Einrichtungen, die den Austausch suchten. Menschen, die der Ukrainehilfe von Menschenfreude e.V. auf ganz unterschiedliche Weise Ihre Unterstützung zukommen ließen – durch Organisation einer Gartenlesung, Kinderbücher in ukrainischer Sprache, OP-Kittel für ukrainische Krankenhäuser oder eine Geldspende.
Und Menschen, die ich als besondere Originale kennengelernt habe. Ich denke gerne an eine alte, aber jung gebliebene Dame, die ich zufällig über einen „Buchkontakt“ kennenlernte und die mich in ihrer Wohnung in der Kölner Südstadt mit einer Umarmung empfing, als ich ihr wunschgemäß ein Buchexemplar vorbeibrachte. Wir aßen gemeinsam Kartoffelsuppe, tranken Pfälzer Wein und sprachen über freudige und eben auch traurige Dinge des Lebens. Es sind Begegnungen wie diese, die mich ermuntert haben, auch weiterhin aktiv zu sein.
Eine ganz besondere Erfahrung war auch die Veranstaltung zum Europatag am Berufskolleg an der Lindenstraße in Köln unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin. Der Austausch mit der jungen Generation ist wichtig, weil sich für alle Seiten neue Perspektiven ergeben – dieser kann letztlich auch zu ehrenamtlichem Engagement ermutigen.
Blick nach vorne: Wie geht es weiter?
Wenngleich wir uns alle wünschen, dass dieser Krieg bald ein Ende findet, so müssen wir doch erstmal die furchtbare Realität hinnehmen. Das bedeutet aber auch, dass weiterhin Hilfen jeglicher Art dringend benötigt werden.
Es liegt in der Natur der Sache, dass eine gewisse Ukraine-Müdigkeit bei vielen eintritt. Das ist mehr als verständlich. Ich hoffe aber, dass es mir mit meinen Möglichkeiten auch weiterhin gelingt, erfolgreich für die Unterstützung unserer Ukrainehilfe zu werben.
Bei Interesse an Veranstaltungen, die auch gerne mit ukrainischer Musik begleitet werden können, freue ich mich über eine direkte Kontaktaufnahme. (Email)