“Das Buch und die Menschen” – Ein persönlicher Rückblick auf ein Jahr “Verlassenes Land”

Knuth

Autor
Inzwischen ist seit Kriegsbeginn in der Ukraine ein Jahr vergangen. Ein Jahr unermesslichen Leids für die Menschen im Land. Und für diejenigen, die heute irgendwo in Europa ihr vorläufiges Zuhause gefunden haben - in der Hoffnung, dass zurückgebliebene Familienmitglieder überleben und der grausame Krieg endlich ein Ende findet.
Menschenfreude Das Buch und die Menschen

Für mich hat sich seit der Teilnahme an der ersten humanitären Hilfsaktion von Menschenfreude e.V. für die Ukraine im März 2022 einiges geändert. Ich habe ein Gefühl für die vielschichtigen Herausforderungen der Flüchtlinge entwickelt, die diese zu bewältigen haben. Und ich habe ein Gefühl dafür entwickelt, was es für Nicht-Deutsch-sprechende Menschen heißt, sich im deutschen Bürokratie-Dschungel zurecht zu finden.

Ganz andere Erfahrungen habe ich mit meinem Buch „Verlassenes Land“ gemacht, das ich spontan – tief beeindruckt von den Erlebnissen während unserer ersten humanitären Hilfsaktion im März 2022 – geschrieben habe.

Anfänglich dachte ich, dass die Ausführungen eines literarischen Laien zu einem „schweren“ Thema kaum jemanden interessieren würden. Umso mehr war ich berührt von der großen Zusprache in meiner Heimatstadt Brühl – die erste Lesung in der Buchhandlung Brockmann war ausgebucht. Natürlich hatte ich einen Heimvorteil; viele Freunde besuchten die Veranstaltung.

Veranstaltungen rund um das Ukraine-Buch “Verlassenes Land”: Impressionen aus einem Jahr

Lesungen & Gesprächsabende zwischen Köln und Bonn

Es folgten weitere Abende zwischen Köln und Bonn in Buchhandlungen, Stadtbibliothek, Gemeindehäusern und Seniorenwohnheimen. (Mehr Einblicke in einen Abend mit ukrainischen Gästen und Musik: hier.) Das Interesse war unterschiedlich. Gut besuchte Veranstaltungen wechselten sich ab mit weniger gefüllten Reihen.

Verständlicherweise ist es nicht einfach, Menschen für dieses Thema zu gewinnen, wenn Deutschland bei der Fußball WM gegen Costa Rica spielt oder ein lauer Sommerabend in den Biergarten einlädt – ich habe das in der Vergangenheit auch oft in diesem Sinne für mich entschieden.

Aber – auch das ist eine Erkenntnis aus dem Buchprojekt – es kommt nicht auf die Zahl der Zuhörer an! Jeder Einzelne, der sich dafür interessiert, ist die Veranstaltung wert!

Kontakt zu zahlreichen Menschen entstanden

Ich habe dabei unfassbar viele interessante Menschen getroffen. Menschen, die mir vermutlich sonst nie begegnet wären. Liebenswerte Menschen aus einem verlassenen Land. Menschen, die mir ergriffen zuhörten. Menschen, die mich mit ihren Fragen forderten. Menschen, zu denen sich freundschaftliche Beziehungen entwickelt haben. Menschen der schreibenden Zunft, die mehr wissen wollten, um in ihrer Zeitung darüber zu berichten. Menschen anderer karitativer Einrichtungen, die den Austausch suchten. Menschen, die mir und damit der Ukrainehilfe von Menschenfreude e.V. auf ganz unterschiedliche Weise Ihre Unterstützung zukommen ließen – durch Organisation einer Gartenlesung, Kinderbücher in ukrainischer Sprache, OP-Kittel für ukrainische Krankenhäuser oder eine Geldspende.

Und Menschen, die ich als besondere Originale kennengelernt habe. Ich denke gerne an eine alte, aber jung gebliebene Dame, die ich zufällig über einen „Buchkontakt“ kennenlernte und die mich in ihrer Wohnung in der Kölner Südstadt mit einer Umarmung empfing, als ich ihr wunschgemäß ein Buchexemplar vorbeibrachte. Wir aßen gemeinsam Kartoffelsuppe, tranken Pfälzer Wein und sprachen über freudige und eben auch traurige Dinge des Lebens. Es sind Begegnungen wie diese, die mich ermuntert haben, auch weiterhin aktiv zu sein.

Ukraine-Hilfe geht in 2023 weiter – neue Termine in Planung

Es liegt in der Natur der Sache, dass innerhalb eines Jahres eine gewisse Ukraine-Müdigkeit bei vielen eintritt. Das ist mehr als verständlich. Ich hoffe aber, dass es mir mit meinen Möglichkeiten auch weiterhin gelingt, erfolgreich für die Unterstützung unserer Ukrainehilfe zu werben. Ich freue mich auf die nächsten Veranstaltungen, darunter eine an einer Berufsschule. Ich bin gespannt, welche Gespräche sich mit der jungen Generation ergeben.

Zu Daria und ihren Töchtern, die in meinem Buch eine wichtige Rolle spielen, haben meine Frau Stefanie und ich regelmäßig Kontakt. Die drei – mit richtigen Namen Olga, Varvara und Stefania – leben inzwischen in Bad Oeynhausen, die Mädchen gehen zur Schule und in den Kindergarten, alle lernen inzwischen deutsch. Es geht ihnen soweit gut, sie fühlen sich wohl und schätzen die Hilfsbereitschaft in Deutschland.

Das Bild hat Varvara gemalt – kurz nach der Flucht nach Deutschland mit unserem Hilfstransport

Wir sind mit einem Lächeln, herzlichen Umarmungen und selbst gebackenem Blaubeerkuchen empfangen worden als wir die Familie besuchten. Die traurigen Augen lassen uns indes erahnen, welche Belastung die lange Trennung von Ehemann und Vater, Familie und Freunden bedeuten muss, immer in der Angst lebend, dass Angehörige Opfer des Krieges werden könnten. Auch wenn es kaum möglich ist, versuchen wir ihnen und anderen Hilfsbedürftigen mit unserem Tun eine Freude zu machen – Menschenfreude!

(Dr. Knuth Martens, ehrenamtlicher Mitarbeiter bei Menschenfreude e.V.)

Weiterführende Informationen zum Buch-Projekt und zur Ukrainehilfe

  • Überblick: Ukraine Projektseite
  • Blog-Beitrag zum Buch “Verlassenes Land”.
  • Blog-Beitrag: Lese- und Gesprächsabende.
  • In unseren sozialen Medien, bei Instagram und Facebook, könnt Ihr die Aktivitäten unseres Teams verfolgen. Ebenso stehen wir Euch jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung. Nehmt gerne Kontakt mit uns auf.  
  • Es wird weitere Transporte und Hilfsaktionen geben, um die Not der Menschen etwas zu lindern. Dafür sammeln wir weiter Spenden. Eine offizielle Spendenbescheinigung stellen wir ab 300€ bzw. auf Wunsch aus. 

Spendenkonto: Empfänger: Menschenfreude e.V.
IBAN: DE41 6609 0800 0006 6116 99 

Oder per Paypal-Spende: www.paypal.me/menschenfreude 
Stichwort: Ukraine

Oder über den Spenden-Button:

 

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